Glauben, lieben, hoffen – ein Jahresrückblick mit Ermutigungen

Liebes Mitglied, liebe Freunde des Kultur- und Pilgervereins,

ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu, ein Jahr, dass so ganz anders verlief, als wir uns das vorgestellt hatten. Statt eines aktiven reichen Vereinslebens, menschlichen Begegnungen, der schon im Vorjahr vorbereiteten und mit unserem Veranstaltungsflyer angekündigten kulturellen und kirchlichen Veranstaltungen übernahm ein gefährliches Virus die Regie. Es zwang uns, Abstand voneinander zu halten. Trotzdem gelang es uns, wenn auch in kleinerem Kreis, im März noch unsere Jahres-Mitgliederversammlung durchzuführen.

Dann kam der erste Lockdown und ihm fielen die Veranstaltungen rund um Ostern sowie auch die für den Mai geplante kulturellen Highlights zum Opfer. Ein eigenes Hygienekonzept musste her, das festlegte, wie trotz Pandemie ein bisschen „Normalität“ bei unseren geplanten kulturellen Veranstaltungen möglich sein könne. Zu Christi Himmelfahrt konnten wir dann erstmals in diesem Jahr die Tür der Rittergutskirche öffnen und zu einem Gottesdienst einladen. Entsprechend unseres Hygienekonzept und der geltenden Vorschriften wurden in mühevoller Kleinarbeit 25 Sitzplätze markiert, die anderen gesperrt, mehr Gäste gaben die Abstandsregeln nicht her. In Erwartung weniger, die in diesen Zeiten den Weg in unsere Kirchlein auf sich nehmen würden, harrten wir der Dinge.

Aber dann kam es ganz anders: Bis zum Beginn des Gottesdienstes versammelten sich vor der Kirche fast vierzig Personen. Was nun? Nach kurzer Verständigung mit unserem Pfarrer Axel Meißner und der Organistin Sigrid Bruns wurde kurzfristig umdisponiert, der Gottesdienst nach außen verlegt, was ja vielerorts auch nicht unüblich ist. Ein improvisierter Altar, ein Kruzifix und zwei Musikinstrumente und für jeden Gast ein Stuhl genügten, um bei strahlendem Sonnenschein einen wunderbaren Freiluft-Gottesdienst zu feiern, der von Pfarrer Axel Meißner fast vollständig solistisch in Wort und Ton mit Trompete und Gitarre bestritten wurde. Da die Gemeinde nicht mitsingen durfte, brachte Pfarrer Meißner auch die Lieder allein zu Gehör, begleitet durch das Orgelspiel von Frau Bruns, das durch die weit geöffnete Kirchentür nach draußen drang. Zum Abschluss gab es viel Applaus und Blumen für die beiden „Solisten“.

Auch infolge bemühten wir uns, den Widrigkeiten zu trotzen, kleine Lebenszeichen zu setzen. So unternahmen wir Mitte Juli den Versuch eines zaghaften Neustarts kultureller Veranstaltungen mit den besagten maximal 25 zulässigen Gästen mit einer experimentelle Lesung und Musik der Moderne mit Hang Su (Komponist) und Daniel Schmidt (Absolvent Literaturinstitut Leipzig). Die nächste erfolgreich durchgeführte Veranstaltung war dann das Konzert von Christian Haase, einem der besten deutschen Songpoeten am 20. September. Die vielen anderen über das gesamten Jahr geplanten Kulturveranstaltungen fielen letztlich leider der Pandemie zum Opfer.

Im Sommer gab es auch in diesem Jahr sechs Pilgerandachten – wir danken allen Akteuren und vor allem Matthias Caffier für die Organisation. Ende August begingen wir unser Kirchweihfest, das eingeleitet wurde mit einem sehr schönen Überraschungsständchen von Mitgliedern des Posaunenchors Schkeuditz vor der Kirche. Im Gottesdienst gedachten wir auch unserer großherzigen Mäzenin Frau Noser. Sie war fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor verstorben. Im Anschluss fand in einem kleineren Kreis aktiver Mitglieder unser Vereinsfest statt. Und das war eine wunderbare Erfahrung. So saßen wir mit Friedrich Magirius (Pfarrer Axel Meißner konnte leider aus Termingründen nicht länger bleiben) an einer langen Tafel auf dem Kirchplatz, sangen Lieder zur Gitarre (Henrik), genossen Ralfs herzhafte kulinarische Köstlichkeiten, den wunderbaren Kuchen von Annegret und Renate… und hatten einfach einmal Zeit für uns. Ja, es war einfach so gut, nicht immer nur für die Öffentlichkeit zu arbeiten sondern sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. Solche gemeinsamen Augenblicke sind wirklich ein Geschenk.

Auch wenn die Pandemie unseren Veranstaltungsbetrieb fast zum Erliegen gebracht hat, notwendige Pflege-, Reparaturarbeiten wurden doch durchgeführt. So gab es mehrere Arbeitseinsätze, individuell oder in kleineren Gruppen. Im Spätsommer gab es wie jedes Jahr einen Erntedank-Gottesdienst und ein Gottesdienst zum Reformationstag. Beim letzteren musste spontan der katholische Pfarrer Eberhard Thieme den Gottesdienst alleine halten, weil der evangelische Amtsbruder leider nicht erschien. So erlebten wir ein ganz eigenes Reflektieren der Reformation aus persönlicher katholischer Sicht in Verbindung mit Allerheiligen. Zuletzt fanden sich Mitte November kurzfristig 13 Mitglieder und Freunde des Vereins zum Herbstputz und zur Winterfestmachung unsere Kirchlein ein. Zugleich sollte besprochen und geplant werden, wie unter den bestehenden Bedingungen das diesjährige Krippenspiel gestaltet werden könnte. Zuerst einmal die Arbeit: Das Umfeld der Kirche musste in Ordnung gebracht werden, die Dachrinnen vom Laub befreit, um möglichen Verstopfungen der Abflussrohre vorzubeugen. Und plötzlich ist da jemand, der sich eigentlich nur aus Interesse für die Gestaltung unseres Krippenspiels eingefunden hatte, oben auf der Leiter und wird zum Hauptakteur der Dachrinnenreinigung.

Nach einem Rundgang durch das Dorf gab es kühne Pläne für ein mobiles Krippenspiel auf der Gutshofstraße in Kleinliebenau. Einmütig stellten alle zum Abschied fest, wie schön und wohltuend es war, sich, wenn auch mit Abstand, mal wieder zu sehen. Leider mussten diese Pläne wie auch der geplante Weihnachtsgottesdienst mit Superintendent i.R. Friedrich Magirius auf Grund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Und trotzdem gab es ein Weihnachten an unserer Rittergutskirche: Eine Installation an und in der Kirche war eine Einladung zur persönlichen Ermutigung. Auf riesigen Transparenten standen die Verben „glauben“, „lieben“, „hoffen“. Und damit es eine Erleuchtung werde, waren diese Worte mit einer originellen Beleuchtung versehen. Im Innern der Kirche wurde zum persönlichen Gebet eingeladen. Es gab eine Installation für die himmlischen Heerscharen, die Weisen bzw. die heiligen drei Könige und für die Hirten. Und all das überspannt durch ein großes Transparent mit der Weihnachtsbotschaft „Fürchtet euch nicht!“ Ein ganz besonderer Dank dafür an Renate Conrad und Frank Werner, die die künstlerischen Installationen entwickelt und energievoll umgesetzt haben. Herzlichen Dank auch für die tollen englischen, irischen und deutschen Gesänge zum Gitarrenspiel aus dem Fenster der Pilgerherberge von Clara und Lehne Becker und für das meditative und auch aufrüttelnde Orgelspiel unseres „Thomaskantor“ Thomas Pfeifer. Da bleibt etwas in uns! Wirklich eine Ermutigung und Ermunterung! In diesem so merkwürdigen Jahr haben sich zwei Paare in unserer Kirche das hochzeitliche Ja-Wort gegeben und es fanden zwei Taufen statt. Auch das kann gut als Ermutigung verstanden werden.

Wir danken allen Mitgliedern für ihr Engagement in dieser Krisenzeit und wünschen allen Mitgliedern, Freunden und Förderern der Rittergutskirche das Wunder der Liebe, Glauben – im weitesten Sinne – und deren hoffnungsvolle Erwartung und Erfüllung für 2021!

Der Vorstand des Kultur- und Pilgervereins Kleinliebenau e.V.
Ernestine Adaschkiewitz, Ralf Kuhnke und Henrik Mroska

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