Red Roots Music, Gedanken im Nachgang

Das Konzert der beiden Ur-Indianer Mitch Walking Elk und Wade Fernandez am letzten Sonntag war in mehrfacher Weise berührend. Nicht nur die sehr schöne Musik – kämpferisch und mit einer besseren Stimme als Bob Dylan die Protestsongs von Mitch und poetisch tiefgründig mit Flöte und E-Gitarre die von Wade – auch die Erzählungen drum herum haben Erinnerungen an Zeiten wachgerufen, als wir als Kinder Indianer spielten, Liselotte Welskopf-Henrich lasen und Angela Davis freikämpften.

Sie haben uns mit ihren Songs und Instrumentals ins Bewusstsein gerufen, dass die Rechte der amerikanischen Ureinwohner auch heute noch keine Selbstverständlichkeiten, sondern hart gekämpftes Gut sind, und dass zumindest einige der Reservationen in den Vereinigten Staaten ganz am Rand ihrer Existenz leben müssen.

Beide Musiker sind im Übrigen sehr, sehr sympathische, humorvolle und herzliche Menschen. Und Wade sah ein bisschen aus wie Henrik
… siehe auch die LVZ-Rezension in unserer Rubrik „Kulturreport“ …

Im Nachgang des Konzerts war ich einige Stunden lang im weltweiten Netz „anders unterwegs“ und habe nachgelesen, über Pine Ridge, Little Big Horn, die Stichworte Lakota, Sioux, Oglala, Cherokee, die Indianerkriege, die Indianerpolitik der Vereinigten Staaten usw. usf. Aus den „normalen“ Medien erfährt man dazu wenig, Google Earth weist noch nicht einmal die Flächen der Reservationen aus. Einer der führenden Köpfe der Indianerbewegung AIM, Leonard Peltier, sitzt seit 1976 (!) unschuldig in Haft (siehe hierzu www.leonardpeltier.de, www.leonardpeltier.info). Für seine Freilassung werden bis heute Unterschriften gesammelt.

Mit den Reservationen sind den Ureinwohnern Bruchteile ihres einstigen Landes verblieben. Fast ausnahmslos ist es sehr unwirtliches Land, das kaum die Bewohner und ihre Pferde ernähren kann; Bodenschätze: Fehlanzeige. Das Klima ist extrem kontinental, das bedeutet sehr strenge lange Winter mit häufigen Schneestürmen und Temperaturen oft kaum über -20°C und heiße Sommer, mit Dürren und Unwettern an der Tagesordnung. Es fehlt an Heiz- und Isoliermaterial, Lebensmitteln und simplem Baumaterial für die Erhaltung oder den Neubau von einfachen Häusern. Ähnliches Klima herrscht ja auch in Zentralasien (Mongolei, Tibet, Takla Makan) … aber dort können die Menschen damit überwiegend anders umgehen, weil es  i h r  Land ist, ihre Familienverbindungen noch weitgehend intakt sind, die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich keine 80 bis 85% erreicht. Heranwachsende zieht es meist in die Städte, wo sie dann zu oft dem Alkohol, Drogen und anderen Mißlichkeiten anheimfallen. Ich möchte hierzu auf die Homepage von Andrea Cox verweisen, auf der u.a. auf die dringende notwendige Winterhilfe für die Bewohner der Pine Ridge Reservation verwiesen wird: www.andreac.de

Wer sich dafür interessiert, hier ist eine kleine Linksammlung zum Thema „moderne“ Indianer:
http://nativeradio.com/listen-to-native-radio/stream-6-contemporary-native-american-music (moderne indianische Musik)
http://www.friendsofpineridgereservation.org (Pine Ridge Reservat)
http://www.artnatam.com/tribes.html (Liste der Indianerstämme)
https://www.google.de/maps/@43.5398127,-103.1393138,305958m/data=!3m1!1e3 (Google Maps und das Gebiet Pine Ridge, man kann gut sehen, wie erodiert das Land dort ist)

Und hier ein paar Musik-Links für alle, die das Konzert verpassen mussten: